1920er bis 30er Jahre

Irgendwann Anfang der zwanziger Jahre, vielleicht aber auch schon eher, lernt Walter Dienstag Paula Saft kennen. 1923 wird der gemeinsame Sohn Joachim geboren. Zu der Zeit wohnen sie in der Knesebeckstraße 84. Dort wohnt die kleine Familie im gleichen Haus wie die Mutter von Walter, Ida Dienstag. Sowohl Walter als auch seine Mutter sind im Berliner Adressbuch als Haushaltsvorstände mit der Adresse Knesebeckstraße 84 verzeichnet. Ob die Familie in unterschiedlichen Wohnungen wohnte oder in einer, kann nicht gesagt werden. Vermutlich wohnten beide in unterschiedlichen Wohnungen, denn in den Adressbüchern sind nur die Haushaltsvorstände (also nicht Ehefrauen, Kinder und Untermieter) aufgeführt worden.

 

1931 (Angabe von Paula Dienstag in der Vermögenserklärung – in den Berliner Adressbüchern erst ab 1933) ziehen Walter, Paula und Joachim Dienstag in die Wohnung in der Goethestraße 12. Die Wohnung der Dienstags befindet sich in der Goethestraße 12 im Vorderhaus, 4. Etage. Es handelt sich dabei um eine 4 ½ Zimmer Wohnung mit Küche. Dies bestätigen auch die Akten des Brandenburgischen Landeshauptarchives, wo die Aufnahme des Wohnungsinventars durch den Gerichtsvollzieher am 9. März 1943 aktenkundig ist.

 

Postkarte mit einem Bild der Goethestraße / Grolmanstraße in der Nähe der Goethestraße 12 – um 1900 Quelle: http://www.zeno.org - Zenodot Verlagsgesellschaft mbH
Postkarte mit einem Bild der Goethestraße / Grolmanstraße in der Nähe der Goethestraße 12 – um 1900 Quelle: http://www.zeno.org - Zenodot Verlagsgesellschaft mbH

Ida Dienstag, Walters Mutter, stirbt am 30. August 1933. Sie wird, wie bereits ihr Ehemann Moritz Dienstag auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt.

Beerdigungsanmeldung für den Friedhof Weißensee
Beerdigungsanmeldung für den Friedhof Weißensee

Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, im August 1939, ging der damals 16-jährige Sohn Joachim nach Palästina. Ob dies seine eigene Entscheidung war oder der Wunsch seiner besorgten Eltern wissen wir nicht. Aber es war in jedem Fall ein sicherer Weg, den Holocaust zu überleben. Laut Landesarchiv Berlin hat er in Palästina den Namen Yehoyakim Doron ('Doron' hebräisch für 'Geschenk') angenommen.