Die Deportation

Aus der Kindheit, der Jugend und dem Leben von Paula Dienstag ist wenig bekannt. Von den Nazis akribisch dokumentiert sind jedoch der Tag vor der Deportation sowie der Verbleib ihres „Vermögens“. Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam ist eine Akte zu Paula Dienstag archiviert. Das erste Dokument ist eine 16-seitige Vermögenserklärung, die am 11. Januar 1943, einen Tag vor der Deportation, von Paula Dienstag unterschrieben wurde.

 

Diese Vermögenserklärungen wurden üblicherweise mit der Aufforderung ausgehändigt, einen Koffer mit persönlichen Dingen zu packen und die Wohnung nicht mehr zu verlassen. In die Vermögenserklärung musste sie sämtliche Gegenstände vom Bett bis zum Eierbecher und Werte (Bankguthaben, Aktie, Schmuck etc.), die sich in ihrem Besitz befanden, eintragen. Außer 150 Reichsmark auf einem Konto der Sparkasse Berlin verfügte Paula Dienstag demnach über kein weiteres Bargeld.

Vermögenserklärung von Paula Dienstag
Vermögenserklärung von Paula Dienstag

In der Akte findet sich auch die Verfügung der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), ebenfalls vom 11. Januar 1943, dass das „Gesamte Vermögen zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen“ wird. Zugestellt wurde das Dokument am gleichen Tag in das Sammellager Große Hamburger Straße 26. Dort befand sich bis zum 11. März 1942 eine jüdische Schule. Im März 1942 ließ das Reichssicherheitshauptamt die Schule räumen, am 30. Juni desselben Jahres wurde sie endgültig geschlossen und gemeinsam mit dem benachbarten Altersheim von der Gestapo als Sammellager für die zur Deportation bestimmten Berliner Juden zweckentfremdet. Da Paula Dienstag vermutlich die Vermögenserklärung noch in ihrer Wohnung ausgefüllt hat, ist davon auszugehen, dass sie am gleichen Tag verhaftet und in die Große Hamburger Straße gebracht wurde.

Verfügung
Verfügung

Am nächsten Tag, dem 12. Januar 1943, wurde Paula Dienstag zusammen mit 1195 Berliner Juden mit dem 26. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Der Transport erreichte Ausschwitz am 13. Januar 1943. Mit Paula Dienstag deportiert wurde auch die Schriftstellerin der „Nesthäkchen“-Bücher Else Ury. Aus Recherchen über sie wissen wir heute, dass aus dem Transport lediglich 127 Männer zur Zwangsarbeit „aussortiert“ wurden. Alle anderen Deportierten – also auch Paula Dienstag – wurden höchstwahrscheinlich direkt nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet.